Sie kennen sie alle: Die Legende vom Heiligen Martin, dessen Gedenktag wir am vergangenen Samstag gefeiert haben. Im vierten Jahrhundert nach Christus begegnet Martin als junger Soldat einem Bettler, der am Stadttor sitzt, durch das Martin reitet. Er sieht dessen Not und entschliesst sich, dem Mann zu helfen.
Da er nichts anderes bei sich hat, zieht er kurzentschlossen sein Schwert, teilt seinen Soldatenmantel und gibt dem Bettler die eine Hälfte. Eine Geschichte, die in ihrer Einfachheit dennoch so sehr berührt. Sicher, dass sie mich schon als Kind unheimlich fasziniert hat, ist wohl auch den Feiern um das Feuer in meiner bayerischen Heimatpfarrei geschuldet. Es stand also schnell fest: Ein Familienanlass zu Sankt Martin muss sein! In der Planung des Anlasses vergangenen Samstag schlichen sich dann doch Zweifel ein: Braucht es wirklich noch ein weiteres Laternenfest, neben all den wunderschönen Umzügen der Spielgruppen, Kindergärten und Schulen? Da können wir als kleines Pfarreiteam doch eh nicht mithalten. Doch je mehr Gedanken ich mir gemacht habe, umso dringender wurde mein Wunsch, um es mit Albert Biesinger, dem bekannten Religionspädagogen zu sagen, «Kinder nicht um Gott zu betrügen». Es geht in diesen Lichtfeiern für uns eben nicht «nur» um das Licht, das die Dunkelheit vertreibt, sondern es geht um das GÖTTLICHE Licht, das in die Welt scheint. Und das faszinierenderweise auch durch UNS in diese Welt scheint.
Das göttliche Licht, ich habe es aufblitzen sehen, an diesem Abend. Als ein Mädchen aus der Pfarrei, Arm in Arm mit ihrer neugewonnenen ukrainischen Freundin in die Kirche lief. Im Strahlen des Jungen über seine fertige Laterne, auf die er seine Familie unter einem grossen Sternenhimmel gezeichnet hatte. Im Gesicht des Neugeborenen, das so friedlich im Kinderwagen schlief, während Kinder um ihn herum durchs Pfarreiheim tobten. In der Ehrfurcht eines Erstkommunionkindes, das mich während unseres kleinen Umzugs mit Fragen zu den Heiligen löcherte.
Ich nehme mir den Gedanken mit in die kommenden dunklen Tage: Ich kann das göttliche Licht in die Welt tragen. Und ich kann es finden, inmitten aller Dunkelheit dieser Zeit.
Stefanie Schweri