Der Glaube und der Holocaust

In der zweiten Augustwoche begehen wir im Festkalender der Kirche mit 3 Gedenktagen – in diesem Zusammenhang fällt es schwer von Festtagen zu sprechen –, die eng mit dem Holocaust, einem der schrecklisten Verbrechen der Menschheit, verbunden sind: das Fest der Hl. Theresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein, 9. August), der Gedenktag des Hl. Maximilian Kolbe (14. August) und das Hochfest Aufnahme Mariens in den Himmel (15. August).

Edith Stein wurde am 12. Oktober 1891 als Kind jüdischer Eltern in Breslau geboren. Sie studierte (1916-1918 in Freiburg) Philosophie und fand nach langem Suchen den verlorenen Gottesglauben wieder. Schließlich wandte sie sich der katholischen Kirche zu und wurde am 1. Januar 1922 getauft. Ihren Lehrberuf und ihre wissenschaftliche Arbeit verstand sie fortan als Gottesdienst. 1933 trat sie in den Kölner Karmel ein. Im Sinne des von ihr gewünschten Ordensnamens Teresia Benedicta vom Kreuz opferte sie ihr Leben für das deutsche und das jüdische Volk auf. Wegen der Judenverfolgung verließ sie Deutschland und fand am Silvestertag 1938 Aufnahme im Karmel von Echt in den Niederlanden. Am 2. August 1942 wurde sie von den nationalsozialistischen Machthabern verhaftet, in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und wahrscheinlich am 9. August durch Giftgas ermordet.

Maximilian Maria Kolbe, geboren 7. Januar 1894 zu Zdunska-Wola in Polen, wurde Minorit und 1918 Priester, rief eine marianische Apostolatsvereinigung ins Leben und baute seit 1922 in Polen und seit 1930 in Japan die katholische Presse auf. 1936 nach Polen zurückgekehrt, wurde er 1940 ins Konzentrationslager Oranienburg, dann 1941 nach Auschwitz verschleppt. Hier opferte er freiwillig sein Leben in Stellvertretung für einen jungen polnischen Familienvater, als er anstelle dessen in den Hungerbunker ging.

Papst Pius XII. am 1. November 1950 verkündete mit der Apostolischen Konstitution Munificentissimus Deus (lat. Der unendlich freigiebige Gott) das Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Obwohl dieser Glaubensinhalt bereits seit der Antike bekannt und gefeiert wurde – in der Ostkirche gibt es erste Zeugnisse aus dem 6. Jahrhundert – blieb der Festinhalt bis zum 20. Jahrhundert aufgrund der fehlenden biblischen Zeugnisse nur unzureichend definiert. Nach der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens durch Papst Pius IX. 1854 wurde erwartet, dass auch die Aufnahme Mariens bald dogmatisiert werden würde. Verschiedene historische Ereignisse (Vatikanum I, Weltkriege etc.) verzögerten jedoch dieses Dogma. Nach dem der Zweite Weltkrieg geendet hatte, kam die Frage

erneut auf. Pius XII. wollte mit diesem Dogma auch dem schieren Unverständnis über die Schrecken des Holocausts, die industrielle Vernichtung von menschlichem Leben und Körpern, eine Antwort aus dem Glauben entgegensetzen: Die Heiligkeit des menschlichen Lebens und Körpers. Der Glaube, dass Maria, ein Mensch, leiblich als erste von allen in den Himmel aufgenommen wurde, ist für jeden Menschen eine unzerstörbare Hoffnung. «Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? Ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.» (Rom 8,35.38f.)

Pfr. Benedikt Locher

Veröffentlicht am 8. August 2024 Kategorie(n): Aktuell