Im Internet stiess ich kürzlich auf eine Frage von jemandem, die immer mal wieder gerne gestellt wird und ein witziges Gedankenexperiment ist: Kann ein Priester das Meer segnen und so alles Wasser auf der Erde zu Weihwasser machen? Oder müsste das ein besonders hochrangiger Priester, also z.B. der Papst, machen? Die Frage löste eine angeregte Diskussion in der Kommentarspalte aus. Ein Kommentator spann den Gedanken weiter und fragte, ob dann alle Badegäste quasi getauft würden.
Wenn auch solche schalkhaften Gedankenexperimente ganz spannend sind, in der Praxis kann auch der Papst die Meere nicht zu Weihwasser machen, denn: Nur fest definierte Mengen können geweiht werden, nicht aber fliessende Gewässer. Trotzdem könnte man sich jetzt fragen, ob man also den Swimmingpool zu Weihwasser machen könnte. Oder ob der Wassertank im Feuerwehrauto zu Weihwasser gesegnet werden und so eine grosse Fläche besprengt werden könnte. Die konsequente Antwort wäre ja. In unserer Kirche in Münchenstein sind wir aber ein wenig bescheidener.
Nachdem der Weihwasser-Hahn beim Taufbecken – er wird auch von einem fest definierten Behälter gespeist und nicht von einem fliessenden Gewässer – nicht ins architektonische Gesamtkonzept der letzten Renovierung gepasst hat, haben wir uns entschieden, wieder klassische Weihwasserbecken beim Eingang zu installieren.
Das Bekreuzigen mit Weihwasser beim Eingang der Kirche soll uns beim Eintritt in das Haus Gottes an unsere Taufe erinnern, daran dass wir Kinder Gottes sind und so in unser Zuhause eintreten. Beim Verlassen der Kirche erinnert uns das Weihwasser-Kreuz daran, dass wir als Christinnen und Christen nicht nur in der Kirche Gottes Kinder sind, sondern dass unser Christsein auch in die Welt und zu allen Menschen ausstrahlen soll.
In diesem Sinne entsteht aus dem bescheidenen, fest definierten Weihwasserbehälter doch etwas Weltumspannendes durch uns. Wir müssen also nicht die Meere zu Weihwasser machen, solange Christinnen und Christen in dieser Welt leben.
Pfr. Benedikt Locher